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Zwischen Kultur und Klima: internationale Jugendbegegnung in Ghana



Vom 14. bis 30. September 2023 nahm eine 15-köpfige Gruppe junger Erwachsener aus dem BDKJ-Diözesanverband Osnabrück an einer aufschlussreichen internationalen Jugendbegegnung in Ghana teil. Die Bildungsreise fand in verschiedenen Teilen Ghanas statt, darunter Kumasi, Cape Coast, Takoradi, Damongo, Suhum, Accra und weiteren Orten. Dabei lag der Fokus auf kultursensiblen Begegnungen im Kontext globalen Lernens zum UN-Nachhaltigkeitsziel 13 (Klimakrise).


Die Reise begann mit der Landung in Accra, wo die Gruppe herzlich von ihren ghanaischen Austauschpartner*innen – der “leaders group” – empfangen wurde. Die ersten Tage dienten der Erkundung der ghanaischen Kultur und ersten Worten der Regionalsprache Twi. Ein erster Höhepunkt war auf dem Weg zum Zielort Kumasi der Besuch der FairAfric Schokoladenfabrik. Das Unternehmen zeichnet sich durch faire Produktion und eine lokale Wertschöpfungskette innerhalb Ghanas aus. Hier hatten die Teilnehmer*innen die Gelegenheit, die gesamte Produktionskette von Schokolade samt ihren technischen und sozialen Herausforderungen kennenzulernen.


In Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas, erkundete die Gruppe kulturelle Sehenswürdigkeiten wie das Manhyia Palace Museum zur Ashanti-Region und -Kultur. Weiter im Norden Ghanas, in Damongo, sprachen die Teilnehmer*innen Bischof Peter Paul Yelezuome Angkyier zum Thema Klimaschutz und Herausforderungen für die Umwelt. Dies geschah nach einem aufregenden Besuch im Mole Nationalpark, wo die Teilnehmer*innen Elefanten und andere wilde Tiere in freier Wildbahn aus nächster Nähe beobachten konnten.


Die Gespräche mit den Rangern im Mole-Nationalpark verdeutlichten die Herausforderungen der Wilderei und deren Bekämpfung, um Artenvielfalt aufrechtzuerhalten. In der Diözese Damongo setzt man laut Bischof Peter Paul auf Radiosendungen, um die Bevölkerung für den Naturschutz zu sensibilisieren, da das Radio als das wirksamste Massenmedium in der Region gilt. Außerdem setzt sich die Diözese für den Schutz und die Erweiterung der Baumvorkommen ein, da die Abholzung aus verschiedenen Gründen ein akutes Problem darstellt.


Während der gesamten Zeit war die Gastfreundschaft und Liebe zum Detail für einen gelingenden Austausch der ghanaischen Gastgeber*innen faszinierend. Mit großer Hingabe arbeitete man daran, allen Teilnehmer*innen eine unvergessliche Zeit in ihrem Land zu bieten.


Zurück in Kumasi besuchte die Gruppe das CSIR Research Institute, das unter anderem Saatgutforschung betreibt, um Landwirt*innen nicht-genverändertes Saatgut zur Verfügung zu stellen und dadurch den Ernährungsmangel und Ernteausfälle zu bekämpfen. Besonders an dem Saatgut ist, dass sich aus den dort entwickelten Samen Pflanzen entwickeln können, welche mehr als einen neuen Samen abwerfen. Landwirt*innen wird es so ermöglicht ihre Effektivität, als auch ihre quantitativen Erträge zu erhöhen.




Während all dieser Aktivitäten erkannten die jungen Menschen beider Länder, dass es nicht immer nur eine “richtige” oder “bessere” Art des Handelns oder Denkens gibt, sondern, dass Anerkennung kultureller Unterschiede auf gegenseitigem Verständnis und vielfältigen Perspektiven beruhen. „Wer einmal von zu Hause weggeht, kommt verändert zurück. Das gilt auch für uns als Austauschgruppe“, erklärt Tobias Otte (Mitarbeiter der Freiwilligendienste im Ausland im Bistum Osnabrück), der die deutschen Teilnehmenden kultursensibel auf die Reise vorbereitete und gemeinsam mit BDKJ-Mitarbeitenden begleitete.


Die Begegnung führte die Teilnehmer*innen auch zu kolonialismuskritischen Stätten wie der Cape Coast Castle und der Elmina Castle. Hier wird nicht nur deutlich in welcher Intensität Sklavenhandel und Kolonialismus Realität waren, sondern auch wo die Verbindungen zwischen dem Ziel des fairen Handels und den Auswirkungen des Kolonialismus auf etwa die Klimagerechtigkeit im sogenannten „globalen Süden“ bis heute postkolonialistisch wirken. Es war eine intensive Sensibilisierung für anhaltende Herausforderungen, welche bis heute aus Kolonialisierung resultieren. Dieses Thema löste Betroffenheit aus und viele der jungen Erwachsenen stellten sich Fragen nach Gerechtigkeit und Verantwortung, welche es zu reflektieren galt und gilt.


Neben diesen erkenntnisreichen Momenten gab es weitere, wie den gemeinsamen Besuch einer Eucharistie-Feier in der Gemeinde der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) mit anschließender Diskussion im Jugendhaus über Themen wie die Eindämmung der Klimakrise und den Umgang mit Queerness im Kontext von Glaubens- und Gottesbildern. Charles, ein ghanaischer Teilnehmer, betonte: „Gerade junge Menschen sind sich in Ghana einig, dass wir unsere Natur schützen müssen, da wir von ihr leben.“


Tiefergreifende Gespräche zur Klimakrise in Ghana boten sich bei einer geführten Wanderung im Owabi Wildlife Sanctuary und bei einem Canopy Walk im Regenwald von Kumawu an. Ein ortskundiger Führer informierte die Gruppe über die Flora und Fauna, während sie in für einige Teilnehmer*innen schwindelerregender Höhe auf Baumkronenwegen wandelten. Eine weitere Wanderung im Owabi Wildlife Sanctuary bot Gesprächsanlässe dazu, dass die Regenzeit trotz ihrer üblichen Dauer längst nicht vorüber war – ein deutliches Zeichen für die Auswirkungen des Klimawandels. „Normalerweise sollte die Regenzeit schon vorbei sein. Doch sie wird immer länger.“, teilt Priscilla, eine ghanaische Teilnehmerin besorgt mit.


Die Reise fand ihren emotionalen Höhepunkt in einer bewegenden Thanksgiving-Messe, zelebriert von Father Anthony “Tony” Otu Abban. Verena Albers, die BDKJ-Diözesanvorsitzende, ist sich sicher, „dass die Bildungsreise einen besonderen Mehrwert für Einzelpersonen innehat und sicherlich bei einigen den Blick auf die Welt verändert“.


Ziel war es kultursensiblen Dialog zwischen jungen Menschen aus Ghana und Deutschland zu ermöglichen und sie für Klimakrise und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, indem die Herausforderung als globale Krise wahrgenommen wird. „Klimakrise finde schließlich vor unser aller Haustür statt“, meint Paul Vartmann (BDKJ-Bildungsreferent) und ist sich sicher, es sei wichtig relevante Orte, Einzelpersonen, Gruppen und Geschichten dazu kennenzulernen.


Um von Ort zu Ort zu gelangen waren teils längere, intensivere Reisezeiten im Bus erforderlich. Die gemeinsame Zeit konnte jedoch oft gut genutzt werden um sich gegenseitig auszutauschen, zu singen, sich weiter kennenzulernen, Landschaften, Dörfer und Städte zu sehen oder Reflexionsgespräche zu führen. Auf ghanaischer Seite wusste man auch hier mit Liebe zum Detail zu beeindrucken: Beispielsweise mit einem Logo-Banner der Partner*innen an der Busfront.


“Ich bin dankbar, dass wir diese Reise unternehmen durften. Wir wurden mit teils belastenden Realitäten konfrontiert, aber durften auch unglaublich schöne Momente im gemeinsamen Zusammensein erleben, für die ich sehr dankbar bin,” stellt Anna von der katholischen jungen Gemeinde fest. Gewonnene Erfahrungen sollen als wertvolles Wissen auf persönlicher und struktureller Ebene dienen, um junge Menschen als Botschafter für Klimaschutz, kulturelle Sensibilität und erfolgreiche internationale Beziehungen zu befähigen.


Die Reise wurde vom BDKJ-Diözesanverband Osnabrück in Zusammenarbeit mit Father Anthony Otu Abban und ghanaischen Ehrenamtlichen aus der Erzdiözese Kumasi durchgeführt. Ein besonderer Dank gilt der Abteilung Weltkirche und den „Freiwilligendiensten im Ausland“ des Bistums Osnabrück. In Kooperation konnte die ghanaische Partnerschaft vermittelt und fachliche Begleitung ermöglicht werden. Finanzielle Unterstützung erhielt das Projekt von der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, Andere Zeiten e.V., dem Ökofonds des Bistums Osnabrück und dem Kinder- und Jugendplan des Bundes.




Ausblick:

Im Sommer 2024 ist geplant, junge Menschen aus Kumasi in Osnabrück zu empfangen, um an die Erfahrungen dieser Reise anzuknüpfen. Das “Metathema” Klimakrise und Nachhaltigkeit wird weiterhin einen zentralen Platz im Programm einnehmen, um aus regionaler Perspektive auf diese drängenden Themen zu blicken.

Über den BDKJ-Diözesanverband Osnabrück:


Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist der Dachverband der katholischen Jugendverbände. Der Diözesanverband Osnabrück setzt sich für die Interessen junger Menschen ein, fördert ihre Persönlichkeitsbildung und engagiert sich für soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit aus christlicher Perspektive.

Unter dem Dach des BDKJ-Diözesanverbandes Osnabrück (BDKJ = Bund der Deutschen Katholischen Jugend) haben sich rund 18.000 Kinder und Jugendliche aus dem Bistum Osnabrück in Jugend- und Regionalverbänden organisiert – sie alle möchte der BDKJ-Diözesanverband Osnabrück durch seine Arbeit unterstützen. Gemäß unserer Satzung wollen wir als BDKJ Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu kritischem Urteil und eigenständigem Handeln aus christlicher Verantwortung befähigen und anregen. Ob in ländlichen Regionen wie dem Emsland, in Großstädten wie Osnabrück und Bremen oder auf den ostfriesischen Inseln gilt für uns das Motto: „Katholisch – Politisch – Aktiv“.

Zu den Jugendverbänden zählen die Christliche Arbeiterjugend (CAJ), die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), die Katholische junge Gemeinde (KjG), die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) und die Kolpingjugend (KoJu). Der DJK- Sportverband sowie die Malteserjugend sind als sogenannte beratende Jugendverbände Teil des BDKJ-Diözesanverbandes Osnabrück. Das Bistum Osnabrück gliedert sich darüber hinaus in 10 Dekanate. In den jeweiligen Dekanaten ist der BDKJ in Regionalverbänden organisiert. Regionalvorstände vertreten ihre Regionen gegenüber der Diözesanebene und sind für Jugendgruppen vor Ort ansprechbar.

Di, 24. Oktober 2023

Themen: Junge Menschen | Verbände | Bildung | Ehrenamt
Abteilung: Zentrale Einrichtungen

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